Eine proaktive Ernährungsunterstützung sollte ein fester Bestandteil vor, während und nach der
Krebsbehandlung sein.
Bei einer Krebserkrankung ist es besonders wichtig, ausreichend und angepasst zu essen, weil bedingt durch die
Krankheit und deren Behandlung sowohl die Nahrungsaufnahme als auch der Nährstoffbedarf verändert wird. Eine
ausgewogene Ernährung hilft, Kräfte zu erhalten und Nebenwirkungen der Behandlung zu mildern.
Viele Krebspatienten:innen tun sich mit dem Essen schwer. Sie leiden unter Appetitlosigkeit und anderen
Beschwerden wie verändertem Geschmacksempfinden, Schleimhautentzündungen und Schluckstörungen.
Deshalb ist nach der Diagnose eine zeitnahe Beurteilung des Ernährungsstatus durch eine Fachperson wichtig. In
der Regel ist es sinnvoll, frühzeitig eine/n diplomierte/n Ernährungsberater:in zu involvieren, um die Ernährung
zu optimieren.
Der Gesundheitszustand vieler onkologischer Patienten:innen kann so entscheidend verbessert und das Risiko einer
Mangelernährung deutlich reduziert werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Ernährung fester Bestandteil der
umfassenden Behandlung von Krebspatient:innen ist.
Bedeutung der Ernährung im Rahmen der Krebstherapie
Krebs und seine Behandlung fordern dem erkrankten Körper viel ab. Welche Rolle die richtige Ernährung
für den Krebsverlauf sowie den Behandlungserfolg spielt und wie sich das Risiko einer Mangelernährung
minimieren lässt, erklärt Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer, Internist und Ernährungsmediziner.
Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer Spezialarzt Innere Medizin, Ernährungsmediziner
Prof. Dr. Ballmer, wie hängen Krebs und Ernährung zusammen?
Eine bedarfsgerechte Ernährung garantiert die volle Funktionalität des Körpers. Krebs, aber auch
seine Behandlungen, wie chirurgische Eingriffe, Chemotherapien und Bestrahlungen, beeinträchtigen
sowohl den Nährstoffbedarf als auch, bedingt zum Beispiel durch Appetitverlust, die Nährstoffzufuhr.
Damit fehlt es dem Körper an «essenziellen Substanzen», er verliert an Kraft und
Widerstandsfähigkeit. Beides braucht der Körper aber, um die oft kräftezehrenden Krebstherapien zu
bestehen. Aktuelle Studien1 belegen, dass eine optimale Ernährung die Therapieverträglichkeit
verbessert und die Sterblichkeit von Krebsbetroffenen senkt.
Wie gefährlich ist eine Mangelernährung bei Krebs?
Eine Mangelernährung schwächt das Immunsystem. Es kommt deshalb oft zu mehr Infektionen, insbesondere
Lungenentzündungen, nicht selten mit fatalem Ausgang. Zudem führt Mangelernährung zu einem Verlust an
Muskulatur. Der Körper wird also geschwächt und es kommt zu Gebrechlichkeit mit Erschöpfung. Dies führt
dazu, dass sich die Betroffenen weniger körperlich betätigen und als Folge zusätzlich Appetit verlieren –
ein echter Teufelskreis. Weitere ungünstige durch Mangelernährung hervorgerufene Effekte sind: verminderte
Lebensqualität, Abnahme der Toleranz von Krebstherapien, verlängerte Spitalaufenthalte und insgesamt eine
schlechtere Prognose der Erkrankung.
Wann und wie häufig kommt es zu Mangelernährung?
Eine Mangelernährung, sprich ungewollter Gewichtsverlust und Appetitverlust, tritt bei Krebs sehr häufig und
oft früh auf. Man geht davon aus, dass über zehn Prozent der Krebserkrankten nicht am Krebs selbst, sondern
an den Folgen einer Mangelernährung sterben.
Wie wird eine Mangelernährung behandelt?
Nach der Diagnose soll man zunächst die normalen Mahlzeiten optimieren und anreichern – am besten unter
Anleitung einer professionellen Ernährungsberatung. Deckt das den Bedarf an Nährstoffen noch nicht, kommen
hochwertige Trinksupplemente zum Einsatz. Diese werden durch den behandelnden Arzt verordnet und können in
der Regel die Nährstoffdefizite abdecken. Sollte aber die orale Nahrungszufuhr nicht möglich sein, muss eine
enterale Ernährung (mittels Nahrungssonde) oder in Ausnahmefällen sogar eine parenterale Ernährung (via
Infusion) in Erwägung gezogen werden.
Was ist von «Krebsdiäten» zu halten, um den Krebs «auszuhungern»?
Gut ernährt sind die Erfolgsaussichten einer hochwirksamen Krebstherapie am besten. Werden die Ernährung
oder Massnahmen gegen eine Mangelernährung dagegen vernachlässigt oder gar obskure und in ihrer Wirkung
nicht belegte «Krebsdiäten» angewendet, setzt man die Betroffenen unnötigen und ethisch-moralisch nicht
vertretbaren Gefahren aus. Denn das vermeintliche «Aushungern» eines Krebses per Verzicht auf bestimmte
Nährstoffe birgt ein grosses Risiko für eine Mangelernährung – die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Ernährung bei Krebs
für betroffene Personen &
Angehörige
Ernährung bei Krebs
für Fachpersonen